In Kanada habe ich ein Buch geschrieben. Nun suche ich einen Verlag dafür. Doch darum geht es hier nicht, sondern darum, was ich auf der Suche erlebe.
Toll erzählt, berührend, „da fühl‘ ich mit, da bin ich dabei“, schrieb mir ein unglaublich lieber Lektor, der sich ehrlich engagierte. Nur leider: Kanada sei für den heimischen Markt zu weit weg. Es war die schönste Absage meines Lebens.
Über Weihnachten recherchierte ich Buchverlage (da hat man ja sonst nix vor). Die Besten wollen Exposé, Kurzvita sowie wahlweise 10, 20 oder 30 Manuskriptseiten, manche ein PDF auf Basis der „Normseite“ (was das ist, musste ich erst herausfinden), manche eine offene Datei. Meist soll man das Werk seines Herzens über eine anonyme Kontaktseite einreichen. Da steht, man möge es als Absage werten, wenn sich drei Monate nach Manuskripteingang niemand gemeldet hat.
Drei Monate!
Ich komme aus dem Personalwesen – kann sich da jemand vorstellen, Bewerber drei Monate zappeln zu lassen? Kürzlich interviewte ich einen Vertreter der Generation Alpha. Das sind jene 13-Jährigen, die gerade ihre erste Lehrstelle suchen. Dieser eine meinte, wenn eine Firma nicht am selben (!) Tag auf seine hingerotzte Handybewerbung reagiert, erinnert er sich nicht mehr, wer die sind.
Drei Monate warten zu müssen ist für Leute wie mich pure Folter. Dabei war das gar nicht das Schlimmste. Ein renommierter Buchverlag konstatierte nüchtern, dass bei ihm sechs (!) Monate Nichtantworten als Absage zu verstehen sind. Und dass er Manuskripte ignoriert, die nicht ausgedruckt und per Post eintreffen.
Ausgedruckt? Seit Kanada arbeite ich nur mehr digital. Meinen alten Drucker habe ich zuletzt vor einem Jahr angeworfen. Ob er 30 Seiten überhaupt noch packt? Und wie viel Papier dieser Verlag wohl täglich wegschmeißt?
Über diesen Fragen habe ich beschlossen, ihn nicht anzuschreiben.
Fortsetzung folgt.