Auch ich muss meinen Senf zur Viertagewoche abgeben.
Vielleicht habt ihr von dieser Cambridge-Studie gehört: 61 UK-Unternehmen testeten mit 2900 AngestelltInnen sechs Monate probeweise die Viertagewoche. Bei vollem Lohnausgleich. Ergebnis: 71 Prozent der MitarbeiterInnen fühlten sich weniger Burn-out-gefährdet, 39 Prozent weniger gestresst. Die Umsätze der Unternehmen stiegen im Schnitt um 1,4 Prozent, darum werden 92 Prozent die Viertagewoche beibehalten.
Mir fällt dazu der gute alte Frederic Winslow Taylor (1856–1915) ein, der geistige Vater der Akkordarbeit. Er postulierte damals, wenn man Arbeitern jeden Handgriff optimiert vorgibt, leisten sie mehr. Die Zahlen gaben ihm recht. Vorerst, dann sanken sie rapide ab. Es stellte sich heraus, dass die Arbeiter deswegen mehr geschafft hatten, weil sie endlich jemand beachtete. Für kurze Zeit waren sie geschätzt, geachtet, wichtig. Kaum war Taylor weg, erkannten sie, dass sie jetzt noch mehr ausgebeutet wurden.
Wir sollten also genau schauen, ob die Studien zur Viertagewoche nicht auch einen Vorführeffekt beinhalten. Wenn euch euer Arbeitgeber sagt, wir machen jetzt einen Test, strengt ihr euch auch besonders an. Erst viel später fällt euch auf, dass ihr nun in 30 Stunden die Arbeit von 38,5 Stunden schaffen müsst. Zugegeben, ihr bekommt das gleiche Geld dafür. Aber vielleicht müsst ihr irgendwann wieder auf den freien Freitag ausweichen, weil ihr es anders nicht mehr packt.
Ich habe übrigens viele Jahre 30 Stunden gearbeitet, wenigstens offiziell, wegen der Kinder. Daheim ging die Arbeit weiter – von freiem Freitag keine Spur. Leider haben mir meine Arbeitgeber auch nur 30 Stunden gezahlt.
Blöd gelaufen.