Eben habe ich ein neues Buch von Stephen R. Covey gelesen, meinem Helden seit Die 7 Wege der Effektivität. Bei ihm hörte ich 1989 (!) zum ersten Mal vom Win-Win-Paradigma (nicht: Einer zieht, wie damals üblich, den anderen über den Tisch, sondern beide gewinnen), von „Schärfe die Säge“ (nicht: Arbeite dich mit einer stumpfen Säge zu Tode, sondern kümmere dich um deine Ressourcen) und von „Überlege dir, was an deinem Grab über dich gesagt werden soll. Dann lebe danach“. So einfach. 1989 ist eine Weile her, aber drei der sieben Gedanken habe ich immer noch parat. Ohne Nachschauen.
Im neuen Buch Die 4 effektiven Führungsstrategien steht auch so ein Gedanke (leider nur einer). Es geht um Angst. Angst vor Krieg, Krise, Jobverlust, Inflation, Armut – you name it. Ängste, schreibt Covey, kosten 30 Prozent an Produktivität. Sorgen blockieren, man bekommt nichts mehr auf die Reihe. Der Psycho-Fachbegriff lautet „erlernte Hilflosigkeit“. Man sieht sich als Opfer, als machtlos, winselt herum, wird depressiv, wie gelähmt. Kurzum: Man ist tatsächlich hilflos.
Führungskräfte, denen solcher Defätismus in ihrem Team auffällt, müssen etwas Wichtiges tun, und zwar sofort: Sie müssen ihre Leute weglenken von den Dingen, die sie ohnehin nicht beeinflussen können. Hin zu denen, auf die sie Einfluss haben. Wenn „das da draußen“ Angst macht, konzentriert euch auf „das da drinnen“, das ihr ändern könnt.
Das erinnerte mich an mein Lowlight in Kanada, als mir meine (damalige) Bank für acht Tage den Zugang zu meinem Konto sperrte. Ich war wirklich in Not. Fünf von diesen acht Tagen rieb ich mich auf im verzweifelten Versuch, „denen da draußen“ ihren Fehler im System klarzumachen. Psychisch ging es mir schlecht dabei, ich hatte alle Zustände von Ohnmacht bis Überlebensangst. Am fünften Tag akzeptierte ich, dass „die da draußen“ ins lange Wochenende gegangen waren und mich hängengelassen hatten. Ab da dachte ich nicht mehr an sie, sondern widmete ich mich dem, was in meiner Macht lag. Es war gar nicht so wenig. Danach war ich wieder ich selbst. Obwohl mein Konto noch weitere drei Tage gesperrt und ich absolut pleite war.
Was ich damit sagen will: Covey hat recht, ich habe es selbst erlebt. Sich fürchten bringt nichts. Fokussiert euch auf das, was ihr beeinflussen könnt. Es ist mehr als ihr denkt.