Dacht ich’s mir doch… Im Sommer habe ich über ein Reichenparadies berichtet, das Cap St Georges Hotel & Resort am Westzipfel von Zypern. Dem ist jetzt ein SPIEGEL-Artikel gewidmet. Stichwort russische Geldwäsche.

Der Reihe nach. Für uns Journalisten sind Pressereisen das Sahnehäubchen auf unserem schreiberischen Alltag. Da werden ausgewählte Vertreter unserer Zunft meist von der zuständigen PR-Agentur in eine zu bewerbende Destination eingeladen. Im Gegenzug berichten wir darüber (was selbstverständlich am Ende des Artikels vermerkt ist). Der Bericht darf auch negativ sein, jedoch wird dafür gesorgt, dass wir nur Positives erleben.  

So verschlug es mich und eine Gruppe deutscher und österreichischer Journalistinnen ins zyprische Cap St Georges. Es war toll. Luxus pur. Meine Kolleginnen schrieben für Lifestyle-Ressorts, ich war die Management-Exotin. Mich interessieren Geschäftsmodelle. Mit diesem, das spürte ich, stimmte etwas nicht. Was ich zwischen Infinity-Pool, aus Ägypten importiertem Goldstrand und aus allen Teilen Europa herangekarrten jahrhundertealten Olivenbäumen herausgefunden habe, habe ich dezent in die Aufzählung der wichtigsten Gästenationalitäten verpackt: Russen, Ukrainer, Syrer, Israelis und Briten. Der geneigte Leser mochte sich seinen Teil denken. Diese Landsleute haben eines gemeinsam: Sie alle hätten gern einen EU-Pass. Und manche haben Geld zu verstecken.

Nun widmet der SPIEGEL vom 18. November „Cyprus Confidential“ einen Vierseiter. „Cyprus Confidential“ ist die gemeinsame Recherche des International Consortium of Investigative Journalists (ICIJ). Es geht um russische Geldwäsche, Passhandel, Korruption und Umgehung von EU-Sanktionen gegen russische Oligarchen. Namentlich genannt: Das Cap St Georges als „Millionärskolonie“ und  „beliebtes Versteck russischer Superreicher“, untermauert mit millionenschweren Geldwäschebeispielen.

Ich könnte mich jetzt über mein Bauchgefühl freuen. Lieber wäre mir, ich hätte über ein unschuldiges Ferienparadies geschrieben.

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